Olympia aktuell: Staffel bringt Phelps 8. Goldmedaille

Der 23-jährige Ausnahme-Athlet aus Baltimore realisierte am Sonntag bei den Olympischen Spielen in Peking seinen von langer Hand geplanten Achtfach-Coup. Phelps eroberte zum Abschluss der Bewerbe im "Water Cube" seine achte Goldmedaille und übertraf damit den Rekord seines Landsmannes Mark Spitz, der 1972 in München sieben Titel gewonnen hatte.

Phelps triumphierte mit der US-amerikanischen 4 x 100 m Lagen-Staffel in der neuen Weltrekord-Zeit von 3:29,34 Minuten. Davor hatte der Ausnahme-Schwimmer bereits über 200 m Kraul, 100 und 200 m Delfin, 200 und 400 m Lagen sowie mit den Staffeln über 4 x 100 und 4 x 200 m Kraul Gold gewonnen. Phelps hält damit bei insgesamt 14 Olympia-Titeln – 2004 in Athen waren es sechs gewesen – und ist der mit Abstand erfolgreichste Olympionike der Geschichte.

Entscheidung
Der Superstar selbst hatte das packende Rennen, einen der großen Höhepunkte dieser Spiele, auf der Delfin-Strecke entschieden. Seine Sternstunde realisierte er gemeinsam mit den Teamkollegen Aaron Peirsol (Rücken), Brendan Hansen (Brust) und Jason Lezak (Kraul), der Phelps schon als Schlussschwimmer in der Staffel über 4 x 100 m Kraul die Rekordchance gerettet hatte. Silber ging in 3:30,04 an Australien, Bronze in 3:31,18 überraschend an Japan.

Selbst Phelps, der im Schwimmen schon fast alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, rang nach dem großen Finale nach Worten. "Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Es sind so viele Emotionen, so viel Aufregung. Ich will einfach nur meine Mum sehen", lautete seine erste Reaktion. Phelps kommt aus zerrütteten Familienverhältnissen, seine Eltern hatten sich getrennt, als er sieben Jahre alt war. Der Pool hatte ihm stets als Zufluchtsstätte gedient.

"Schwere Wettkämpfe"
"Es waren wirklich schwere Wettkämpfe, aber es hat großen Spaß gemacht", erklärte Phelps. "Die größte Sache ist, dass nichts unmöglich ist. So viele Leute haben gesagt, dass es nicht geht. Aber alles, was es braucht, ist eine Vorstellung. Das ist etwas, das ich gelernt habe, und das mir sehr geholfen hat." Die engste Entscheidung hatte es am Samstag über 100 m Delfin gegeben, als Phelps nur 0,01 Sekunden vor dem Serben Milorad Cavic geblieben war.

Die 100 m Delfin waren auch der einzige seiner acht Bewerbe, in denen Phelps keinen neuen Weltrekord markiert hatte. Spitz hatte 1972 in München in allen seinen sieben Konkurrenzen neue Bestmarken aufgestellt. Phelps will trotz seines Einzuges in den Schwimm-Olymp weitermachen – vielleicht sogar bis zu den Spielen 2012 in London. Eine Motivation könnten andere Strecken darstellen, auf denen er bisher nicht in diesem Maße aufgezeigt hatte.

Dabei hätte der Ausnahme-Schwimmer finanziell längst ausgesorgt. Sein Jahresverdienst wird derzeit auf rund fünf Millionen US-Dollar (3.39 Mio. Euro) geschätzt, Marketing-Experten rechnen durch neue Werbeeinnahmen aber auf einen Anstieg auf bis zu 30 Mio. Dollar (20.4 Mio. Euro). Bereits für seine siebente Goldmedaille von Peking hatte der 23-Jährige von seinem Ausrüster Speedo eine Sonderprämie von einer Million Dollar (679.000 Euro) erhalten.

Weiterer Weltrekord
Für einen weiteren Weltrekord sorgte am Schlusstag auch die australische Lagen-Staffel bei den Damen. Emily Seebohm, Leisel Jones, Jessicah Schipper und Lisbeth Trickett holten in 3:52,69 Minuten Gold vor den USA und China. Damit gab es in Peking – auch dank des neuen Speedo-Anzuges LZR Racer und des schnellen Beckens – insgesamt 25 neue Schwimm-Weltrekorde. Die ewige Bestmarke von München 1972 steht bei 28.

Die 41-jährige US-Amerikanerin Dara Torres verpasste zwar die Chance, zur ältesten Schwimm-Olympiasiegerin der Geschichte zu avancieren, erschwamm mit Silber in der Lagen-Staffel und auch über 50 m Kraul aber ihre Olympia-Medaillen Nummer elf und zwölf. Damit hat Torres in puncto Anzahl der Medaillen ihre Landsfrau Jenny Thompson eingestellt und ist die erfolgreichste Edelmetall-Sammlerin unter den Schwimmerinnen.

Im Kraul-Sprint musste sich die lange führende Torres erst beim Anschlag um 0,01 Sekunden der Deutschen Britta Steffen geschlagen geben. Diese fixierte in 24,06 Sekunden neuen Europarekord und krönte sich nach ihrem Titel über 100 m zur Doppel-Olympiasiegerin. "Das ist einfach gigantisch. Ich habe nie geglaubt, dass ich mit diesen großartigen Sprinterinnen mithalten kann", sagte Steffen. Bronze ging in 24,17 an die erst 16-jährige Australierin Cate Campbell.

Die Chance, als erster männlicher Schwimmer über eine Strecke drei Olympiasiege in Serie zu feiern, vergab deren Landsmann Grant Hackett. Der 28-Jährige musste sich über 1.500 m Kraul trotz eines starken Finish um 0,69 Sekunden dem Tunesier Oussama Mellouli geschlagen geben. Bronze ging an den Kanadier Ryan Cochrane. "Ich habe alles versucht. Ich bin auch mit Silber zufrieden, auch wenn es nicht das ist, was ich wollte", sagte Hackett.

Mellouli, der in 14:40,84 Minuten triumphierte, war wegen Dopings für 18 Monate gesperrt gewesen und darf erst seit Mai wieder Wettkämpfe bestreiten. Der Tunesier war im November 2006 positiv auf das Amphetamin Adderall getestet worden. Sein WM-Titel von Melbourne 2007 über 800 m war ihm daher nachträglich aberkannt worden.

Quelle: Österreich

 

Schreibe einen Kommentar