Euro 2008 aktuell: Spanien kickt Italien im Elferschießen raus

Dieses Spiel war nur etwas für Taktik-Fanatiker. Ohne Mittelfeld-Hirn Andrea Pirlo (gesperrt) hatte Italiens Teamchef Donadoni seinem Team ein strikt defensives Spielsystem mit aufs Feld gegeben. Die Spanier waren zwar bemüht, kamen durch den dick angerührten italienischen Abwehrbeton kaum durch.

Italien/Spanien

© Bild: Getty

Kaum Chancen
Auf die erste Halbchance mussten die Fans dementsprechend über eine halbe Stunde warten, Silvas Schuss wird aber zur leichten Beute für Italo-Keeper Buffon. Viel mehr gab’s in der ersten Hälfte auch nicht zu sehen. Luca Toni bewies sich bei seiner einzig nennenswerten Aktion wieder einmal als Chancentod und setzte einen Kopfball aus kurzer Distanz statt ins Tor direkt auf den Rücken eines Spaniers. Mit viel Nachsicht ist vielleicht auch noch ein Schuss von Silva zu erwähnen, der am langen Eck vorbeizischte.

Über den Rest breitete man besser den Mantel des Schweigens: Spaniens Sturmspitzen, Villa und Torres, waren bei den starken italienischen Abwehrspielern abgemeldet, Italien in der Vorwärtsbewegung zu langsam und uninspiriert.

Goalie-Fehler unbestraft
In der zweiten Hälfte änderte sich nichts am Spiel. Italien war gar nicht daran interessiert, etwas für das Spiel zu tun, die Spanier fanden einfach kein Mittel, um den italienischen Abwehrriegel zu knacken. Wie aus dem Nichts dann nach einer Stunde auf einmal doch die Riesenmöglichkeit für Italien, den Führungstreffer zu erzielen. Spanien-Keeper Casillas fliegt an einer Flanke vorbei, der Ball kommt zum eingewechselten Camoranesi, aber dessen Schuss wird von Casillas bravurös gerettet.

Auf der Gegenseite "schüttete" sich auch Starkeeper Gianluigi Buffon gehörig an: In der 82. Minute zieht Senna ab, Buffon lässt den Ball aus, der springt aber von der Stange zurück in die Arme Buffons.

Das war’s auch schon. Wie nicht anders zu erwarten war, ging das Spiel in die Verlängerung.

Endlich tut sich was
Mit Anpfiff der Verlängerung kam plötzlich etwas Leben ins Spiel. Zuerst verfehlt Silva das Ziel, dann besinnen sich auch die Italiener ihrer doch vorhandenen Offensivqualitäten und nehmen erstmals ernsthaft das spanische Gehäuse in Gefahr – Toni und Di Natale vergeben.

Das war’s dann leider doch schon wieder. Spanien bemühte sich wenigstens noch, während Italien ganz offensichtlich alle Hoffnungen aufs Elferschießen setzte. Und das gab es nach den 120 langweiligsten Minuten des Turniers auch.

Fabregas verwandelt den Elfer

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Das Elferschießen
Spanien durfte/musste mit dem Elferschießen beginnen.

– Villa, bis dato bester Torschütze des Turniers, verwertet cool links unten. Buffon im falschen Eck. 1:0

– Grosso trifft links halbhoch. Casillas war dort, aber der Elfer zu gut geschossen. 1:1

– Der eingewechselte Cazorla trifft ebenfalls links unten. Buffon wieder ins falsche Eck geschickt. 2:1

– De Rossi scheitert an Casillas! 2:1

– Senna, der 2005 eingebürgerte Brasilianer, schießt hoch halbrechts. Buffon chancenlos. 3:1

– Camoranesi, gebürtiger Argentinier, trifft cool ins rechte Kreuzeck. 3:2

– Guiza ganz schwach, Buffon pariert locker. 3:2, alles wieder offen.

– Di Natale genauso schwach wie Guiza, Casillas hält. 3:2

– Fabregas, der jüngste Spieler Spaniens, trifft rechts unten und schickt Spanien ins Halbfinale! 4:2.

Fluch beendet und verlängert
Im Halbfinale wartet nun Spanien – da darf man sich endlich ein Offensivspektakel erwarten. Für die Spanier ist es erstmals seit 24 Jahren (!) wieder ein Halbfinale bei einem großen Turnier. Die Italiener hingegen konnten den Weltmeister-Fluch nicht beenden. Erst einmal gelang es einem regierenden Weltmeister, zwei Jahre danach auch Europameister zu werden (Frankreich 1998 WM, 2000 EM).

Spanien – Italien 0:0, 4:2 n. Elferschießen
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 51.000 Zuschauer (ausverkauft), Schiedsrichter Herbert Fandel (GER)

Spanien: Casillas – Ramos, Puyol, Marchena, Capdevila – Senna – Iniesta (60. Cazorla), Xavi (60. Fabregas), Silva – Villa, Torres (85. Güiza)

Italien: Buffon – Zambrotta, Panucci, Chiellini, Grosso – Aquilani (108. Del Piero), De Rossi, Ambrosini – Perrotta (58. Camoranesi) – Toni, Cassano (75. Di Natale)

Gelbe Karten: Iniesta, Villa, Cazorla bzw. Ambrosini Die Besten: Puyol, Senna, Casillas bzw. Chiellini, De Rossi, Grosso

Quelle: Österreich

 

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