Rasse, Klasse, Torchancen en masse und auch Tore – das zweite Spiel der "Todesgruppe" C zwischen den Niederlanden und Italien hielt alles, was es versprochen hatte. Für die Italiener setzte es eine historische Niederlage – seit der EM-Quali 1983 hatte man nicht mehr so hoch verloren…
Blitzstart Italiens
Die Azzurri starteten ungewohnt offensiv, überraschten damit Fans und auch den Gegner. Die Niederlande brauchten gut zehn Minuten, um das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Die erste Torchance gehörte aber den Italienern: Luca Toni schraubt sich in die Höhe, setzt den Ball mit dem Kopf aber doch deutlich neben das Tor (12.).
Holland übernimmt Kommando
Danach spielte fast nur mehr Holland. Der verdiente Lohn: das 1:0 durch Van Nistelrooy in der 26. Minute. Italo-Keeper Buffon hatte eine Freistoßflanke direkt zu Sneijder gefaustet, der zog vom Strafraumeck ab, "Van the Man" hielt das Pratzerl hin und fälschte den Ball unhaltbar zur orangen Führung ab – es war bereits der 32. Länderspieltreffer von Van Nistelrooy. Italien reklamierte vergeblich auf Abseits, ein italienischer Verteidiger lag verletzt hinter der Toroutlinie und hatte so das Abseits aufgehoben.
Doppelschlag
Die Niederlande setzten nach. In der 31. Minute stellte der heute kaum zu stoppende Wesley Sneijder auf 2:0 – mit der bisher schönsten Aktion im ganzen Turnier: Van Bronckhorst spielte einen weiten Wechselpass auf Kuyt, der Blondschopf spielte mit dem Kopf direkt in den Strafraum weiter und dort spitzelte Sneijder den Ball am verblüfften Buffon vorbei ins Tor.
Kurz darauf wie aus dem Nichts beinahe der Anschlusstreffer für die Italiener: Di Natale kommt im Strafraum zum Schuss, der Ball geht durch die Beine von Boulahrouz, aber Van der Saar ist auf der Hut.
In der 43. Minute hatte van Nistelrooy sogar das 3:0 am Fuß: Van Bronckhorst schickt Van Nistelrooy, Buffon macht den Winkel zu und kann mit den Zehenspitzen den Ball noch abwehren.
Viele Chancen
In der zweiten Hälfte kamen die Italiener besser ins Spiel, allerdings ließen die Niederländer ihrem Gegner auch mehr Raum. Oranje zog sich zurück, spielte auf Konter. Dementsprechend hatten die Italiener die besseren Chancen: Zambrotta, zwei Mal der frisch eingewechselte del Piero scheiterten aber an Goalie van der Saar oder trafen das Tor nicht.
Die Passivität der Holländer sorgte in der Schlussviertelstunde für ein Powerplay der Italiener, immer wieder warf sich aber van der Saar mit unglaublichen Reflexen in den Schuss und rettete sein Team vor dem Anschlusstreffer.
Endgültige Entscheidung
Im Gegenzug machten es die Holländer besser: Konter über die linke Seite, Kuyt scheitert zuerst noch an Buffon, hebt den Abpraller zur Mitte, wo van Bronckhorst zum 3:0 einnickt.
Damit war der Widerstand Italiens endgültig gebrochen, nach vorne ging nichts mehr, hinten wackelte die ohenhin schon fehleranfällige Abwehr bei nahezu jedem Angriff der Holländer. Van Persie und Affelay verpassen nur knapp das 4:0.
Resümee nach dem Spiel: Leicht möglich, dass man hier schon den kommenden Europameister gesehen hat. Von allen bislang angetretenen Mannschaften haben die Niederländer mit Abstand den stärksten Auftritt abgeliefert: wunderschöne Spielzüge, sicher in der Defensive und eiskalt beim Abschluss – das war europameisterlich!
Niederlande – Italien 3:0 (2:0)
Bern, Stade de Suisse, 30.777 Zuschauer (ausverkauft), SR Peter Fröjdfeldt (SWE)
Tore: Van Nistelrooy (26.), Sneijder (31.), Van Bronckhorst (79.)
Niederlande: Van der Sar – Boulahrouz (77. Heitinga), Ooijer, Mathijsen, Van Bronckhorst – De Jong, Engelaar – Kuyt (81. Afellay), Van der Vaart, Sneijder – Van Nistelrooy (70. Van Persie)
Italien: Buffon – Panucci, Barzagli, Materazzi (55. Grosso), Zambrotta – Gattuso, Pirlo, Ambrosini – Camoranesi (75. Cassano), Toni, Di Natale (64. Del Piero)
Gelbe Karten: De Jong bzw. Toni, Zambrotta, Gattuso