Nationale Rekorde bzw. sogar eine Europarekordzeit haben am Freitag für die österreichischen Schwimm-Asse Mirna Jukic und Markus Rogan bei Sommer-Olympia in Peking jeweils "nur" zu Rang vier gereicht. Jukic landete über 200 m Brust 22/100 hinter Rang drei, Markus Rogan fehlten über 200 m Rücken 56/100 auf das Podium. Damit bleibt es im "Water Cube" bei einer Schwimm-Medaille für Österreich – Bronze über 100 m Brust durch Jukic.
Innerhalb weniger Minuten am Start
Wie schon oft waren Jukic und Rogan innerhalb nur weniger Minuten zum Final-Doppel angetreten. Jukic als aussichtsreiche Medaillen-Kandidatin und sie hatte Rang drei auch bis zur letzten Wende inne. Dann aber wurde die 22-Jährige von der Norwegerin Sara Nordenstam überflügelt. Rogan durfte ein wenig auf Edelmetall hoffen, doch hinter dem US-Duo Ryan Lochte und Aaron Peirsol war der Russe Arkadij Wjatschanin einfach zu stark.
Weltrekord durch Lochte
"Die Kollegen waren einfach sehr schnell", meinte der 26-Jährige leise und betroffen. "Mein Start war ziemlich schlecht, aber dann war das Rennen eigentlich perfekt. Es war ja das schnellste Rennen, das ich je geschwommen bin. Aber die anderen waren schneller." Lochte drückte seinen und Peirsols Weltrekord um 38/100 auf 1:53,94 Minuten, Peirsol schlug in 1:54,33 an und Wjatschanin markierte in 1:54,93 Minuten Europarekord.
"Besser bin ich einfach nicht"
Den bisherigen Europarekord Wjatschanins verfehlte Rogan in 1:55,49 nur um 5/100 Sekunden, unterbot seinen am 3. August 2007 bei den Paris Open aufgestellten österreichischen Rekord damit um 25/100. "Ich hätte nicht die halbe Sekunde schneller können", erläuterte der zweifache Gewinner von Silbermedaillen 2004 in Athen. "Besser bin ich einfach nicht. Ich hätte besser starten können, aber sonst nichts."
Wjatschanin stark
Im Grunde hat Rogan wohl nur 1/100 die Bronze-Medaille gekostet. Wäre nämlich der Deutsche Helge Meeuw am Donnerstag im Semifinale um diese Winzigkeit schneller gewesen, wäre Wjatschanin ausgeschieden. So gab es aber ein Swim-off der beiden Zeitgleichen, in dem sich der Russe klar durchsetzte. Rogan: "Bei Wjatschanin habe ich mir gestern gedacht, als er das Ausschwimmen gewonnen hat, dass er sehr stark sein wird."
Spritzigkeit fehlte
Wie schon nach Rang neun über 100 m Rücken gab Rogan wieder an, dass ihm gegen Ende des Rennens die Spritzigkeit gefehlt habe. "Am Ende bin ich ziemlich gestanden. Ich hätte nicht erwartet, dass es so schwer geht am Ende." Auch ÖOC-Präsident Leo Wallner hatte einen Medaillenrang von Österreichs "Sportler des Jahres 2004" erwartet. Er hatte sich für die Siegerehrung gemeldet, hing nun eben drei anderen Athleten die Medaillen um.
Jukic mit Bestzeit
Jukic stand ebenfalls nicht auf dem Podium, doch sie konnte das ganz gut verkraften. "Warum sollte ich enttäuscht sein? Ich bin eine Riesen-Bestzeit geschwommen. Ich weiß, ich habe alles gegeben", sagte die Europameisterin über 100 m Brust gut gelaunt. In 2:23,24 hatte sie ihren erst am Vortag fixierten Europarekord um 52/100 unterboten, war um fast zwei Sekunden schneller als ihr bis heuer für fünf Jahre gegoltener OSV-Rekord von 2:25,18.
Positiv überrascht
War Jukic über 100 m Brust nur zwei olympische Vorläufe lang Europarekordhalterin, so hielt jener über 200 m Brust immerhin einen Tag. Von den 2:23,02 der drittplatzierten Norwegerin Sara Nordenstam war Österreichs "Sportlerin des Jahres 2002" überrascht. "Aber positiv überrascht", sagte Jukic. Nordenstam hatte bis in den Juni eine um sieben Sekunden langsamere Bestzeit stehen, binnen zwei Monaten explodierten ihre Leistungen.
Kein Neid bei Jukic
Die Österreicherin war bei allen drei Wenden auf Rang drei gelegen, dann kam aber die Skandinavierin. Jukic gönnte ihr den Erfolg. "Ich habe die letzten 15 Meter so gekämpft. Die Norwegerin hat ein bisschen mehr Kräfte gehabt als ich. So ist der Sport, so soll er auch sein", ließ die Wienerin kein bisschen Neid erkennen. "Ich bin überglücklich über meine Medaille. Sie hat jetzt auch eine. Ich glaube, wir haben uns das ganz gut aufgeteilt."
Gold für Rebecca Soni
An der Spitze schaffte es die Australierin Leisel Jones in 2:22,05 wie 2004 in Athen abermals nicht, 200-m-Gold zu holen. Vor vier Jahren in Athen war die US-Amerikanerin Amanda Beard schneller als die favorisierte Jones, seither hat die 22-Jährige kein 200-m-Rennen mehr verloren. Und ausgerechnet bei Olympia wurde sie nun wieder distanziert, wieder von einem US-Girl. Rebecca Soni drückte Jones‘ Weltrekord um 32/100 auf 2:20,22.
Jukic überraschte mit Leistungen
Jukic konnte mit der gestürzten Favoritin mitfühlen. "Sie ist sicher enttäuschter als ich, ich bin es nämlich überhaupt nicht. Ich bin superglücklich. Mein letztes Rennen bei diesen Olympischen Spielen kann ich wirklich mit einem großen Smiley abschließen. Ich finde, es ist super gelaufen, ich habe gute Leistungen gezeigt. Und ich habe mich auch ein bisschen selbst überrascht." Solche Leistungen von Jukic waren nämlich tatsächlich kaum zu erwarten.