Olympia aktuell: Rogan – Wie war der Tag danach?

Am Tag eins nach der bittersten Niederlage seiner Karriere verkroch sich Markus Rogan zuerst im Athletendorf. Doch seine Freundin Christine Reiler richtete ihn auf.

ÖSTERREICH traf ihn mit seiner geliebten Miss schon am Nachmittag im olympischen Dorf.

Er saß auf seinem Moped, Christine hinten am Gepäckträger. Er gibt uns die Hand, schaut verlegen zu Boden, wie ein Schuljunge, der gerade seine Mathematikschularbeit verhaut hat. Platz vier über 200 Meter Rücken ist ein Weltklasseresultat, aber nicht gut genug für einen, der sich Gold als Ziel gesetzt hatte. „Jetzt geht es erst mal vorwärts“, ruft ihm Christine vom Rücksitz aus zu. Noch ist es eine Fahrt ohne Ziel.

Am Abend stellte er sich tapfer im Österreich-Haus den Journalisten. „Ihr könnt mir jetzt vielleicht Fragen stellen, mit denen ich mich selbst noch gar nicht konfrontieren kann“, sagt Rogan leise und ernst.

ÖSTERREICH: Wie war der Tag danach?
Markus Rogan: Ich habe probiert, irgendwelche Erklärungen zu finden, aber ich habe gespürt, das sind alles emotionale Schnellschüsse. Ich hätte gerne etwas, das vor mir aufgeht wie die Sonne. Dann könnte ich es abhaken und sagen, es geht weiter. In Wahrheit ist es nicht so einfach. Schwimmen ist viel komplizierter geworden und ich muss mir jetzt die Zeit nehmen, draufzukommen, was da los war.“

ÖSTERREICH: Wären Sie gerne geflüchtet?
Rogan: Christine und ich haben alle möglichen Flüge gesucht, wo wir uns so schnell wie möglich verstecken können. Das wäre aber nur wegrennen. Es ist schlauer und gesünder, zu überlegen, warum ich verloren habe.

ÖSTERREICH: Wie fällt Ihre Rennanalyse über die 200 Meter aus?
Rogan: Bis 150 Meter bin ich mein perfektes Rennen geschwommen. Kurz vor der Wende habe ich mir wirklich gedacht, das kannst du jetzt gewinnen. Was kompletter Blödsinn war, wenn ich den letzten 50er sehe. Dann habe ich bei den letzten Zügen gemerkt, ich kann den Aaron (Peirsol, Anm.) nicht holen. Bei 165 Meter wusste ich, ich gewinne nicht. Dann der Gedanke: wenigstens eine Medaille. Komischer Gedanke. Jetzt bin ich mit der perfekten Niederlage konfrontiert.“

ÖSTERREICH: Eine Medaille hätten Sie also nur als Trostpflaster empfunden?
Rogan: Ich würde mir leichter tun, eine Medaille als Erfolg zu verkaufen. Man sieht ja bei der Mirna, dass es ein fantastisches Erlebnis ist. Ich hätte aber nie eine Silberne oder Bronzene hier in Peking für den WM-Titel in Manchester eingetauscht.

ÖSTERREICH: Werden Sie weitermachen, wenigstens bis zur WM in Rom?
Rogan: Vielleicht höre ich auf, vielleicht mache ich weiter. Ich brauche noch Zeit. Nach dem Lauf dachte ich nur: Es gibt kein nächstes Rennen, Olympia kommt vielleicht nie wieder. Ich weiß noch nicht, wann ich zum nächsten Mal ins Wasser springen werde. Wenn ich weiter schwimmen will, ist die maximale Auszeit drei Monate, dann müsste ich mich für die WM vorbereiten.

Quelle: Österreich

 

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